Abmischen Tipps: In 8 Schritten zum perfekten Mix

Dec 01, 2020

Frust und Ärger kommen, gerade bei Mixing Anfängern, oft vor

Mixing ist eine komplexe Angelegenheit, also habe besser ein gutes System!

In diesem Artikel gibts neun Tipps, wie du zum perfekten Mix kommst, los geht`s...

 

Wenn es dir so ähnlich geht wie mir vor vielen Jahren, kennst du das wahrscheinlich auch:

Du hast viel Geld in gutes Equipment investiert und setzt dich voller Tatendrang an  deine DAW.

Du möchtest dass deinen Song so abmischen, dass nachher so gut klingt wie der neue Tophit deiner Lieblingsband.

Nachdem du viele Stunden an deinem Mix gearbeitet hast vergleichst du deinen Mix dann mit einem Titel deiner Lieblingsband.

 

Dann kommt der Schock!

 

Im Vergleich zu der professionell produzierten Aufnahme deiner Lieblingsband fällt dein Mix komplett auseinander.

Kein Druck von unten, keine Transparenz, kreischende  Gitarren bei denen deine Ohren um Gnade flehen und der Leadgesang klingt wie ein schlecht nachgemachter Howard  Carpendale Verschnitt.

 

Das Problem ist: Die Meisten haben kein bewährtes Mixing System!

 

So oder so ähnlich passiert es tausendfach in Homestudios. Natürlich kann ein Anfänger noch einen Top-Mix abliefern. 

Allerdings liegt das Problem meistens woanders: Die Meisten mischen ohne System. Sie wissen nicht welchen Arbeitsschritt sie wann machen sollen. So verheddern sie sich schnell in unwichtigen Detwails und zerschießen damit ihren Mix.

 

Damit dir das nicht passiert zeige ich dir in diesem Artikel wie du in neun Schritten zum perfekten Mix kommst

 

Schritt #1: Der statische Mix

In diesem ersten Schritt geht es darum einen groben Mix zu erstellen und zwar ohne ein einziges Plugin anzurühren! Lass dein Projekt laufen und kümmere dich zuerst darum richtige Lautstärkeverhältnisse zu schaffen.

Mache das während ALLE Spuren laufen, höre dir keine Einzelspuren solo an. Wenn du zufrieden bist, fange an die Tracks über das Panorama im Stereofeld zu verteilen.

Um die Sache abzukürzen kannst du auch das sogenannte „LCR Panning“ (Left-Center-Right) machen, das heißt du verteilst die Elemente nur an diese drei Positionen, ganz rechts, ganz links oder in die Mitte. Feineinstellungen kannst du auch später noch vornehmen.

 

Schritt #2: Top Down Mixing

Anstatt dass du jetzt anfängst stundenlang an deinen Einzelspuren herumzufummeln kümmerst du dich zuerst um den Mix Bus oder Stereo Out, also den Kanal auf dem alle deine Spuren rausgehen.

Versuche hier mit einem hochwertigen EQ und einem Kompressor deinen Mix schon einmal etwas zu verbessern. Du wirst erstaunt sein wieviel hier möglich ist!

Danach kümmerst du dich um deine Sub-Gruppen und erst ganz zum Schluss versuchst du die Einzelspuren noch zu verbessern.

 

Schritt #3: Mische den wichtigsten Songpart zuerst

Suche nach der wichtigsten Stelle in deinem Song. Das ist meistens die, an der (fast) alle Instrumente spielen. So hast du die Chance alle Instrumente im Mix in eine gute Balance zu bringen. 

Der Vorteil wenn du die lauteste Stelle zuerst mischst ist folgender: Wenn dein Mix an dieser Stelle gut klingt, wird er auch an weniger lauten oder dramatischen Stellen gut klingen. Anders herum ist das meistens nicht der Fall.

Oft ist es nach diesem Schritt eine gute Idee deinen Mix auf mono zu schalten!

 

Schritt #4: EQ und Kompression

Der Equalizer und der Kompressor sind deine wichtigsten Werkzeuge beim Mixing.

Ich fange immer mit der EQ-Bearbeitung an. Das ist dein Tool um den Sound deiner Einzelspuren „zu formen“. Auch bei den Einzelspuren gilt, genauso wie im Stereo Out oder bei den Gruppenkanälen: „Cut over Boost“ (Erst absenken dann anheben).

Denke beim Thema Kompression immer daran, dass nicht jede Spur komprimiert werden muss!

Stelle dir hierzu folgende Fragen:

  • Klingt deine Rhythmusgruppe (Schlagzeug, Bass & Rhythmusgitarren) tight, druckvoll und groovt? Wenn du den Eindruck hast dass das nicht der Fall ist und die Rhythmusgruppe wackelig oder verwaschen klingt, überprüfe ob die einzelnen Instrumente sauber übereinander liegen, oder ob eventuell ein Instrument immer zu weit vor oder hinter dem Groove spielt. Korrigiere das gegebenenfalls manuell oder mit einem Flextime Tool.
  • Haben Bass und Bass Drums ihren eigenen Platz im Frequenzspektrum? Das ist sehr wichtig, denn wenn die Bassdrum hinter dem Bass „absäuft“ oder anders herum kann kein Druck entstehen. Gleiche hier nochmal mit einem Equalizer ab, wenn nötig.
  • Hast du Elemente im Mix, die im gleichen Frequenzspektrum unterwegs sind oder ähnliche Rhythmen spielen im Stereofeld weit genug auseinander platziert? Achte darauf dass sie sich nicht gegenseitig in die Quere kommen.

 

Schritt #5: Hall und Delay

Da Hall und Delay einstellen für viele Anfänger sehr schwierig ist, möchte ich dir das magische Effekt Setup vorstellen, das ich von Bobby Owsinsky gelernt habe:

  • Als Erstes legst du dir einen neuen AUX Kanal an und lädst dir  ein Delay hinein. Dieses stellst du auf 220ms ein.

    Dann drehst du den Feedback Regler soweit herunter, dass du ungefähr zwei bis drei Wiederholungen bekommst wenn du es zum Beispiel auf deinen Gesang anwendest.

    Das war’s! Dieses Delay kannst du jetzt hauptsächlich für deine Lead Vocals oder eventuell auch auf Gitarren geben um ihnen mehr Räumlichkeit zu verleihen.

  • Im zweiten Schritt legst du dir einen weiteren AUX Channel an und lädst dir ein Reverb hinein, das du auf  1,2s Decay Zeit einstellst.

    Dieses Reverb benutzt du nun hauptsächlich für deine Drums, insbesondere die Snare Drum kannst du dadurch größer machen und ihr mehr Räumlichkeit verleihen. Probiere diesen Hall auch mal auf deinem Toms aus.

  • Als Drittes legst du dir, wiederum in einem anderen AUX, ein zweites Reverb an. Diesmal versiehst du das Reverb mit einer Decay Zeit von 1,8s und stellst wiederum 20ms Pre-Delay Zeit ein.

    Dieses Reverb kannst du jetzt auf alle anderen Spuren wie Gesang, Instrumente, Backing Vocals und so weiter einsetzen.

    Es kann sein dass du etwas herum probieren musst, bis du einen gut klingenden Hall findest, aber mit diesen Einstellungen wirst du immer sehr schnell ein gutes Ergebnis erzielen!

 

Schritt #6: Der Feinschliff

Der abschließende Sweetening Prozess kann kniffliger und vor allem auch sehr zeitaufwändig werden, denn hier musst du oftmals Techniken und Arbeitsschritte anwenden, die viel Zeit  in Anspruch nehmen.

Das können zum Beispiel das Einzeichnen von Automationsdaten für einzelne Instrumente, Filterfahrten, Breaks und das kreative Arbeiten an Übergängen zwischen den Songparts sein, um diese interessanter zu machen.

Dazu musst du Stellen im Song suchen, die du ausschneiden und rückwärts ablaufen lassen kannst, du musst vielleicht in einem Break mehrere Instrumente automatisiert stummschalten und wieder einfaden oder Lautstärkeautomationen an Subgruppen durchführen um mehr Dynamik und Kontraste in dein Projekt zu bringen.

Eventuell kommt dir auch noch eine gute Idee und du möchtest ein zusätzliches Instrument selbst dazu einspielen, um es deinem Kunden zu zeigen und ihm dadurch einen Mehrwert zu bieten.

Achte beim Feinschliff darauf, dass du dich nicht zu sehr in Details verhedderst und behalte die Uhr im Auge! Oft ist weniger mehr!

 

Schritt #7: Vergleich mit professionellen Produktionen:

Wenn dein Mix fertig ist, ist es immer eine gute Idee deine Arbeit mit professionell produzierten Titeln zu vergleichen. 

 Achte darauf dass du die Lautstärke angleichst damit beide Mixe gleich laut sind. Wenn dir das schwer fällt können Tools wie Reference dir dabei helfen. Schalte dann zwischen deinem und dem professionellen Mix hin und her und mach dir Notizen was dir auffällt.

 

Klingen die Drums in der professionellen Produktion druckvoller, ist der Leadgesang lauter, hat dein Mix deutlich mehr Höhen als der professionelle Mix und so weiter…

Diese Methode ist eine sehr gute Möglichkeit herauszufinden was deinem Mix noch fehlt oder ob du vielleicht mit EQ und Kompression übertrieben hast.

 

Schritt #8: Das Pre Mastering

Wenn du alle vorherigen Arbeitsschritte durchlaufen hast kannst du dich an das Pre-Mastering machen. Jetzt kommt es darauf an, ob du deinen Song selber mastern oder ihn in ein professionelles Mastering Studio schicken willst. 

Möchtest du ihn selber mastern solltest du eine gewisse Erfahrung mitbringen oder einen Mastering Kurs machen. Denn man kann mit einem schlecht gemachten Mastering durchaus einen guten Mix versauen.

Eine weitere Möglichkeit sind intuitive Mastering Tools, zum Beispiel das Mastering Package von EZ Mix. Alternativ kannst du deinen Song deinen Song auch bei LANDR, einem voll automatisierten Online-Mastering Service mastern lassen.

 

Ich hoffe ich konnte dir mit meinen Tipps ein paar Anregungen geben, wie du dein eigenes Mixing System entwickeln kannst. Wenn du ausführlichere Informationen zu diesem Thema möchtest, lade dir hier mein eBook "speed mixing " herunter.

 

 

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