7 Mythen über das Normalisieren von Audiomaterial

Oct 21, 2018

Der Prozess des Normalisierens von Audiodateien ist für Newcomer in der digitalen Audioproduktion oft nicht  ganz einfach zu verstehen. Das Wort selbst “Normalisieren” hat nämlich unterschiedliche Bedeutungen, das ist wahrscheinlich auch der Hauptgrund warum hier oftmals größere Verwirrung entsteht.

 Das Normalisieren ist ein automatisierter Prozess, der den Pegel jedes einzelnen Samples  eines digitalen Audiosignals in der selben Größenordnung verändert und zwar so, dass das lauteste Sample den gewünschten Pegel erreicht. In den meisten Fällen ist das 0dBfs, also der lauteste Pegel, der in einer digitalen DAW “erlaubt” ist. Normalisieren ist somit im Prinzip nichts anderes als die Lautstärke manuell über den Kanalzug eines Faders zu verändern, das ganze Signal wird um einen bestimmten Wert nach oben oder nach unten verändert.
 
Mit dem Unterschied, dass der Normalisierungsprozess automatisch gesteuert wird, das bedeutet, dass die DAW das ausgewählte Audiomaterial scannt, um die lauteste Stelle zu finden und dann jedes Sample darauf bezogen eanpasst. Einige der unten aufgeführten Mythen beziehen sich im Prinzip direkt auf das Mißverstehen dieses Prozesses, andere wiederum entsehen eher durch ein eher generelles Mißverständniss was Sound, Mischen und digitale Audioproduktion angeht.
 
 Mythos #1:

“Normalisieren in einem Projekt bewirkt dass alle Spuren gleich laut sind “

Wenn man mehrere Spuren normalisiert, bewirkt das lediglich dass die jeweils lauteste Stelle aller Spuren gleich laut ist. Darüberhinaus ist die Wahrnehmung von Lautstärke subjektiv und hängt von mehreren Faktoren wie Länge, Intensität und Frequnezbild des Sounds ab. Und obwohl der lauteste Signalpegel ein wichtiger Faktor ist hat er keine direkte Beziehung zur durchschnittlichen Lautstärke einer Audiospur, die ja auch sehr dynamisch sein kann.

 
Mythos #2:

“Normalisieren macht es einfacher einen Song zu mischen”

Dieser Mythos rührt wahrscheinlich von dem Wunsch, sich mit einem einfachen Trick das Mischen zu erleichtern. Besonders für Anfänger könnte dies ein ziemlich verführerischer Gedanke sein. In Wirklichkeit trfft dieser mythos aber leider nicht zu. Es gibt keine Abkürzung zum perfekten Mix. Der Pre-Fader in einem Kanalzug hat auch keinen Einfluss darauf ob ein Instrument sauber im Mix sitzt oder nicht. Vereinfacht gesagt: Es gibt keine “korrekte Track Lautstärke”  und schon gar kein korrektes Peak Level.

 
 Mythos #3:

“Normalisieren erweitert den Dynamikbereich”

Ein normalisierter Track kann subjektiv erst einmal so wirken als würde er druckvoller klingen und mehr Punch haben. Das ist jedoch nur der weithin bekannten Illusion geschuldet, dass wir ein lauteres Signal erst einmal als besser empfinden. Der dynamikbereich definiert die Differenz zwischen der lautesten und der leisesten Stelle einer Aufnahme. Der Normalisierungsprozess wirkt sich allerdings sowohl auf die lauten las auch auf die leisen Stellen gleichermaßen aus und lässt so deren Differenz unberührt.

 
 Mythos #4:

“Normalisieren wirkt sich nicht nachteilig auf das Audiomaterial aus, warum sollte man es dann nicht einfach machen?”

Einer der wichtigsten Mixtipps überhaupt lautet: Wende eine Technik nicht “einfach nur so” oder “weil es jeder” macht” an. Und man könnte noch weiter gehen, denn es gibt auch gute Gründe warum man nicht normalisieren sollte, die da wären:

  • Normalisieren erhöht zwar den Signalpegel es rhöht aber gleichzeitig auch den Lautstärkepegel. Lautere Einzeltracks bedeuten unweigerlich auch dass sich die Gesamtlautstärke des Mixes aufaddiert. Man kann jetzt natürlich den normalisierten Track wieder leiser mischen, aber, äh….erst Normalisieren um dann Spuren wieder leiser zu mischen?
  • Lautere Tracks oder Spuren bedeuten auch weniger Headroom. Spure, die zu heiß an der 0dBfs Grenze gefahren werden, laufen auch größere Gefahr nach EQ und Kompressoreinsatz zu verzerren.
  • Audiomaterial nah an die 0dBfs Grenze zu normalisieren kann inter sample peaks hervorrufen (das sind Ausschläge, die nach der d/a Wandlung höher sind, weil das abgetastete Signal in der Phase “ungünstig” zur Abtastrate liegt und daher “falsch” gedeutet wird, bzw. diePeaks höher sind.)
 
Mythos #5:

“Man sollte immer Normalisieren”

Als Audio Engineer sollte man Worte wie “immer” und “niemals” prinzipiell nie verwenden. Jede Entscheidung beim Mischen hängt om individuellen Song ab, der vorliegt und da jeder Song verschieden ist gibt es keine einzige Technik, die immer hundertprozentig funktionieren wird. Das Gleiche gilt für das Normalisieren.

 
 
 Mythos #6

“Normalisieren ist reine Zeitverschwendung”

Hier zwei Gründe wann Normalisieren definitiv Sinn machen kann:

 
  • Wenn das Audiosignal (aufrund einer schlechten Aufnahme o.ä.) so leise ist, dass man es weder mit Gain und Volumefadern laut genug bekommt um es im Mix zu verwenden. Idealerweise sollte man in diesem Fall die Aufnahme wiederholen, aber es gibt Fälle in denen das nicht möglich ist.
  • Wenn das Ziel tatsächlich sein soll den lautesten Teil eines Tracks, ohne Rücksicht auf seine subjektiv empfundene Lautstärke, einzupegeln, das kann beispielsweise bei weißem Rauschen oder bei nicht musikalischem Material von Vorteil sein.
 

Mythos #7

“Normalisieren stellt sicher, dass der Track nicht übersteuert”

Leider auch falsch. Ein einzelner Track auf 0dBfs wird nicht übersteuern. Wenn dieser Track jedoch durch Filter EQ oder ähnliches bearbeitet wird, kann er trotzdem übersteuern, dies gilt besonders für Subgruppen.

 

Andere Definitionen für “Normalisieren”

Wie eingangs erwähnt kann der Begriff “Normalisieren” in der Studiotechnik unterschiedliche Dinge bedeuten. Beim Mastern beispielsweise werden teilweise alle Tracks eines Albums auf die selbe Lautstärke normalisiert. Dies bezieht sich jedoch auf die subjektive Wahrnehmung der Lautstärke und der Mastering engineer entscheidet hier von Fall zu Fall. Manche Systeme bieten auch eine sogenannte “RMS Normalisierung” an, diese Art der Normalisierung funktioniert eher nach dem Prinzip wie wir subjektiv Lautstärke definieren.

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